...oder warum es
mir schwer fällt, lustig zu sein
Bei diesem Buch
hab ich richtig, naja, 'mitgelitten'? Es hat mich mitgenommen und
diese Rezi wird definitiv nicht wie die anderen werden. Dazu bewegt
mich dieses Thema viel zu sehr.
Preston kommt
aus mehr als zerrütteten Verhältnissen. Ihn hat's von der
"Gossenclique" rund um Cage und Willow bis
jetzt am schlimmsten erwischt. Für seine Geschwister würde er alles
tun, auch sich selbst aufgeben und sich sein Glück verwehren. Er
benimmt sich oft wie ein Arschloch, um die Menschen von sich zu
halten, und Sex bedeutet ihm nichts mehr, nur eine körperliche
Reaktion auf Knopfdruck. Alle Welt soll ihn für die größte
Samenschleuder der USA halten, und er tut wirklich alles, um dieses
Bild aufrecht zu erhalten, selbst sich in ein Lügenkonstrukt
verstricken.
Amanda ist
Marcus kleine BabySchwester, auf die jeder achtet,
beschützen und behüten will, der auch bloß im Entferntesten mit
Marcus befreundet ist. Sie ist sehr behütet aufgewachsen, hat wenig
Schlechtes erlebt und wird von Preston für ein Luxusmädchen
gehalten, was einen Privatjet einem schönen Tag am Strand vorzieht.
Tja, Preston sollte sich irren, denn ihre mitfühlende Art überrascht
alle, besonders ihn und seine Geschwister und ein Stück weit ihren
Bruder.
Mein
persönlicher Eindruck: Ich habe in meinem Leben bereits weiß Gott
viel erlebt. Vieles, was ich nicht hätte erleben müssen und vieles,
was ich niemals bereue, es erlebt zu haben. Und Abbi Glines mag mit
ihrem etwas freieren Schreibstil gewiss nicht die Passende sein, um ein
sensibles Thema in meinen Augen niederzuschreiben, aber egal, ob sie
es ist oder nicht, hat mich Prestons Schicksal an vieles Erlebte
meiner Kinder- und Jugendzeit erinnert, was ich niemandem jemals
gönne.
Viele Menschen
vorverurteilen Menschen wie Preston und meiden diese. Sie verhöhnen
sie oder beleidigen und beschimpfen diese, verpöhnen sie oder sonst
was, aber niemand fragt solche Leute, solche Menschen, warum sie das
machen. Gewiss haben einige Spaß an dieser Tätigkeit, es sind nicht
viele, das bezweifel ich, sie gibt es jedoch. Und viele andere sind
dazu gezwungen, warum auch immer. In Prestons Fall 'musste' er für
seine Geschwister sorgen. Mit Essen, Miete, Handy und anderen
Rechnungen und Notwendigkeiten, die kleine Kinder wollen und benötigen, weil seine
Mom alkohol- und drogensüchtig war, einen Erzeuger gab es nicht. Er
musste für sich Miete und lebensnotwendiges bezahlen und brauchtte viel
Geld. In Sea Breeze hatte er die Möglichkeit, ohne Ausbildung während
des Studiums und des Baseballs diesen Job auszuüben. In seinen Augen
hatte er nichts verdient.
Selten hab ich
ein Buch gelesen, was mich so mitgenommen hat. Selten wünschte ich
mich in ein Buch, um den Charakter zu knuddeln und zu weinen. In
einigen Szenen ging mir Amanda tierisch auf den Zeiger, trotzdem hatte
ich mir die meiste Zeit über gedacht 'ENDLICH mal jemand, der
sich der Probleme annimmt, sich nicht durch Prestons harte Schale
vertrösten oder verschrecken lässt und der Mitgefühl zeigt, egal,
wie sehr sich Preston dagegen sträubt!'. Jeder Mensch verdient Liebe
und ein gewisses Mindestmaß an Mitgefühl und Zuwendung, denn
niemand ist perfekt und viele machen die Art Fehler, die man ihnen
relativ vorbehaltlos verzeihen sollte, solche Fehler, wie sie Preston
getan hatte. Ich hätte meine Zeit gebraucht, aber im Grunde war es
nicht seine Schuld.
Amanda, ihre
mitfühlende Art und ihre Fähigkeit, zu handeln und anderen zu
helfen, wenn es darauf ankommt, passten perfekt zu Preston und von ihr
könnten sich einige eine Scheibe abschneiden.
Für mich eine
eindeutige Leseempfehlung und hoffentlich bewegt Prestons Geschichte
eine Hand voll Menschen dazu, über dieses Thema nachzudenken und
Menschen wie ihn nicht mehr aus dem Klischee vorzuverurteilen, weil
sie sich nicht näher mit den persönlichen Umständen befassen
wollen. Preston ist kein schlechterer Mensch, niemand ist ein
schlechterer Mensch als ein anderer!
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