Sonntag, 30. August 2015

Kari: Rezension zu "Sea Breeze 4: Preston und Amanda"...

...oder warum es mir schwer fällt, lustig zu sein

Bei diesem Buch hab ich richtig, naja, 'mitgelitten'? Es hat mich mitgenommen und diese Rezi wird definitiv nicht wie die anderen werden. Dazu bewegt mich dieses Thema viel zu sehr.

Preston kommt aus mehr als zerrütteten Verhältnissen. Ihn hat's von der "Gossenclique" rund um Cage und Willow bis jetzt am schlimmsten erwischt. Für seine Geschwister würde er alles tun, auch sich selbst aufgeben und sich sein Glück verwehren. Er benimmt sich oft wie ein Arschloch, um die Menschen von sich zu halten, und Sex bedeutet ihm nichts mehr, nur eine körperliche Reaktion auf Knopfdruck. Alle Welt soll ihn für die größte Samenschleuder der USA halten, und er tut wirklich alles, um dieses Bild aufrecht zu erhalten, selbst sich in ein Lügenkonstrukt verstricken.
Amanda ist Marcus kleine BabySchwester, auf die jeder achtet, beschützen und behüten will, der auch bloß im Entferntesten mit Marcus befreundet ist. Sie ist sehr behütet aufgewachsen, hat wenig Schlechtes erlebt und wird von Preston für ein Luxusmädchen gehalten, was einen Privatjet einem schönen Tag am Strand vorzieht. Tja, Preston sollte sich irren, denn ihre mitfühlende Art überrascht alle, besonders ihn und seine Geschwister und ein Stück weit ihren Bruder.

Mein persönlicher Eindruck: Ich habe in meinem Leben bereits weiß Gott viel erlebt. Vieles, was ich nicht hätte erleben müssen und vieles, was ich niemals bereue, es erlebt zu haben. Und Abbi Glines mag mit ihrem etwas freieren Schreibstil gewiss nicht die Passende sein, um ein sensibles Thema in meinen Augen niederzuschreiben, aber egal, ob sie es ist oder nicht, hat mich Prestons Schicksal an vieles Erlebte meiner Kinder- und Jugendzeit erinnert, was ich niemandem jemals gönne.
Viele Menschen vorverurteilen Menschen wie Preston und meiden diese. Sie verhöhnen sie oder beleidigen und beschimpfen diese, verpöhnen sie oder sonst was, aber niemand fragt solche Leute, solche Menschen, warum sie das machen. Gewiss haben einige Spaß an dieser Tätigkeit, es sind nicht viele, das bezweifel ich, sie gibt es jedoch. Und viele andere sind dazu gezwungen, warum auch immer. In Prestons Fall 'musste' er für seine Geschwister sorgen. Mit Essen, Miete, Handy und anderen Rechnungen und Notwendigkeiten, die kleine Kinder wollen und benötigen, weil seine Mom alkohol- und drogensüchtig war, einen Erzeuger gab es nicht. Er musste für sich Miete und lebensnotwendiges bezahlen und brauchtte viel Geld. In Sea Breeze hatte er die Möglichkeit, ohne Ausbildung während des Studiums und des Baseballs diesen Job auszuüben. In seinen Augen hatte er nichts verdient.
Selten hab ich ein Buch gelesen, was mich so mitgenommen hat. Selten wünschte ich mich in ein Buch, um den Charakter zu knuddeln und zu weinen. In einigen Szenen ging mir Amanda tierisch auf den Zeiger, trotzdem hatte ich mir die meiste Zeit über gedacht 'ENDLICH mal jemand, der sich der Probleme annimmt, sich nicht durch Prestons harte Schale vertrösten oder verschrecken lässt und der Mitgefühl zeigt, egal, wie sehr sich Preston dagegen sträubt!'. Jeder Mensch verdient Liebe und ein gewisses Mindestmaß an Mitgefühl und Zuwendung, denn niemand ist perfekt und viele machen die Art Fehler, die man ihnen relativ vorbehaltlos verzeihen sollte, solche Fehler, wie sie Preston getan hatte. Ich hätte meine Zeit gebraucht, aber im Grunde war es nicht seine Schuld.
Amanda, ihre mitfühlende Art und ihre Fähigkeit, zu handeln und anderen zu helfen, wenn es darauf ankommt, passten perfekt zu Preston und von ihr könnten sich einige eine Scheibe abschneiden.

Für mich eine eindeutige Leseempfehlung und hoffentlich bewegt Prestons Geschichte eine Hand voll Menschen dazu, über dieses Thema nachzudenken und Menschen wie ihn nicht mehr aus dem Klischee vorzuverurteilen, weil sie sich nicht näher mit den persönlichen Umständen befassen wollen. Preston ist kein schlechterer Mensch, niemand ist ein schlechterer Mensch als ein anderer!

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