Der perfekte Urlaub
Die liebe
Steffi von Gedanken-Vielfalt nötigte bat mich,
einen Artikel zu ihrem „Wort zum Sonntag“ zu verfassen, dem ich
natürlich wenngleich sehr verspätet, nachkomme. Ihr kennt das ja,
ne? Die Zeit vergeht wie im Fluge und ehe man sich's versieht ist die
Woche wieder herum. Mäh!
Dieses Mal verfasse ich
den Beitrag alleine, da mich keiner mag :-( Thema ist „Urlaub“.
Der perfekte Urlaub...ich
finde es schwer, den für mich perfekten Urlaub zu definieren. Mein
Erzeuger sorgte dafür, dass ich trotz wenig Geld, was er mir
auch noch klaute, viel sehen und erleben konnte.
Andererseits sorgte das knappe Budget oft dafür, dass wir
Aktivitäten abseits der touristischen Möglichkeiten unternahmen.
Das lag mitunter daran, dass mein Erzeuger selbst in seiner Jugend
viel unternahm, ebenfalls mit knappen Budget und guten Freunden.
So kam es, dass ich
meinen 14. Geburtstag in Marrakech in einem marokk. Bordell und einem auf 2000 Meter Höhe
liegenden, kleinen Berberdorf mitten im Hohen Atlas verbrachte, das
weder fließend Wasser noch Strom hat, abgesehen von einer Flussquelle
in einem kleinen Tal und einem Dorfbusch. An einem anderen Tag
genossen wir typisch touristische Besichtigungen der Cîterne
Portugaise in El Jadida mit einem Abstecher zu
einem marokk. McDonald's. Aber das Allerbeste war die allmorgendliche
Aussicht, sobald ich auf die Terasse unseres Ferienhäuschens
heraustrat: Atlantisches Ozeanwasser, naturbelassener Sandstrand und
ein traumhafter Sonnenaufgang. Ein Freund meines Erzeugers war in ein
kleines, wirklich kleines Minidörfchen südlich von El Jadida an der
atlantischen Küste ausgewandert, um dort seine Rente zu genießen.
Diesen besuchten wir.
Solche
Hybrid-Urlaube, wie ich sie gerne nenne, sind für mich der optimale
Urlaub. Eine Mischung aus Improvisation und Planung.
Ein weiteres
Beispiel ist ein Urlaub in La Carihuela, Andalusien, der 2. Heimat
meines Erzeugers. An einem Tag nahmen wir an einer kompletten Führung
durch Granada und insbesondere der Alhambra teil, am anderen Tag
fuhren wir mit einer einheimischen Buslinie in einem 'Reisebus' nach
La Linea, um zu Fuß nach Gibraltar zu latschen und uns ohne den
'Zwang' durch einen Führer oder Ähnlichen das britische
Überseegebiet im eigenen Tempo und Reihenfolge anzuschauen. Weder
mein Erzeuger noch ich sprachen ausreichend Spanisch oder Englisch
oder sonst was, aber mit Händen und Füßen kann man sich sehr gut
unterhalten. ZOBs sind leicht zu finden und mit ein bisschen Glück
kommt man genau da hin, wo man hin will. Genauso handhabten wir es
mit der wunderschönen Stadt Mijas.
Unvergessen sind
meine allmorgendlichen Touren auf Mallorca, direkt nach dem
Frühstück, in eine einheimische Bodega, um phänomenalen
Kartoffelsalat von Mama und eine kleine Flasche San Miguel zu
genießen, teilweise ganz alleine. Der Inhaber kannte mich ja ^^ Mit
der Straßenbahn fuhr ich durch eine bezaubernde Landschaft ein paar
Dörfer weiter, um mir den Kartoffelsalat einzuverleiben. An einem
Morgen kam mein Erzeuger völlig entgeistert an und ich saß grinsend
und fröhlich futternd in der Bodega, verstand kein Wort und
kommunizierte irgendwie mit dem Inhaber, dessen Mutter überglücklich
war, dass ich als deutsche Touristin ihren Salat in höchsten Tönen
lobte. Selbstverständlich hatte ich der dt. Rezeptionistin unseres
Hotels Bescheid gegeben, wo ich war, damit sie es meinem Erzeuger
mitteilen konnte.
Heimische Urlaube
verliefen nach einem ähnlichen Konzept. Carolinensiel, Hamburg,
Berlin, Bad Schandau, Biblis...fast immer besuchten wir mit dem Auto
Freunde meines Erzeugers und fast immer mischten wir touristisches
Sightseeing mit selbst geplanten Tagestouren. 'Shoppen' in Polen, der
berühmte Rosengarten in Pinneberg, der Zoo in Berlin, eine Tour
durch Prag, Dresdens Zitadelle und eine HopOn-HopOff-Tour...
Völlig ruhige Tage
sind absolut nichts für mich. Ich konnte mich noch nie einfach an
den Pool/Strand/... legen, ein Buch lesen und mich sonnen. Einen
halben Tag im Hotel/Hotelnähe war okay, abends mal 1-2 Stunden TV
schauen, das war's. Wenn ich im Urlaub woanders bin, treibt mich meine Neugierde,
nicht einmal die Sprache kann das verhindern. Wenn ich zwei Sachen
für mein Leben gelernt hab, dann, dass man eigentlich nicht die
Sprache sprechen muss, um sich mit Händen, Füßen und einem Lächeln
zu verständigen, und dass der Satz „Wo ein Wille ist, da ist ein
Weg“ definitiv zutrifft, wenn man wirklich WILL.
Allerdings verzichte ich mittlerweile lieber auf Flugzeuge, zu denen mich mein Erzeuger, als ich jünger war, zwang. Ich leide seit je her an Höhenangst und er pflanzte mir eine Flugangst dazu, weil er mich zwang, am Fenster zu sitzen, sich über mich lustig machte und mir Angst machte, indem er Sachen sagte wie „Siehst du, wie
die Tragfläche wackelt? Gleich fällt die ab!“ oder „Hast du das
Wackeln gespürt? Das war eine Niete, die herausfiel, gleich stürzen
wir ab!“. Er fand es irre lustig, sich über mich lustig zu machen, sobald ich panisch wurde und weinte, und ich war zu jung und zu sehr verängstigt, um rational zu wissen, dass das Quatsch war, was er laberte. Und das sorgte dafür, dass ich neben der Höhen- auch Flugangst hab und lieber mit dem Zug verreise, wobei ich wirklich gern mal wieder nach Spanien möchte...
Ich hab auch Flugangst, aber du hast ja schon ein paar schöne Orte entdecken können :-)
AntwortenLöschenRichtig toll, weil ihr ja auch nicht so viel Geld hattet und trotzdem die Möglichkeit dazu hattest. :-)
Lg
Steffi
Dann können wir uns die Hände reichen ^^ Das stimmt, aber heute würd ich niemals freiwillig ein Flugzeug betreten :-)
LöschenGewusst wie, ne? Ich denke, das war auch aufgrund dieser "Improvisationen" möglich. Ein Ausflug auf eigene Faust mit ÖPNV zB nach Gibraltar ist um ein Vielfaches günstiger als eine organisierte Touri-Tour.
Knuddel :-) Kari ♥
Bei aller "Zweifelhaftigkeit" deines Erzeugers - da hast du ja mal ein paar wunderschöne Fleckchen Erde gesehen! <3 =) Ich finde deine Einstellung klasse - die Türkei habe ich vor zwei Jahren fast genauso erobert :D! Aber ich merke auch ernsthaft, dass ich langsam alt und schimmelig werde und mich weniger darauf einlassen kann, Sprachen zu improvisieren und abseits der Pfade zu wandeln... Echt schade. Ich wünsche dir, dass du beizeiten noch mal nach Spanien kommst :)!
AntwortenLöschenAloha ♥
LöschenYeah, er spielt trotz der Erwähnung keine nennenswerte Rolle ^^ Macht der Gewohnheit, dass ich mich immer für alles rechtfertige(n musste).
Danke :3 Und das ist echt schade, weil: Du bist nicht alt ^^! Und du wirst auch nicht schimmelig! :D
Das Einzige, was ich anders machen würde, wäre, dass ich vorsichtiger wäre :) Obwohl ich immer artig Bescheid gab und relativ öffentlich unterwegs war, waren doch einige Aktionen naiv und blauäugig, vor allem in Anbetracht meines Alters.
Wenn ich nochmals nach Andalusien fahre, nehm ich dich und deine Einhörner im Handgepäck mit! ;D