Samstag, 26. Dezember 2015

Gast-Rezension: "Die Maschinen"

Buchtitel: Die Maschinen

Autor: Ann Leckie

Seiten: 544

Weiteres: Band 1

3 Schlagworte zu diesem Buch: 
Maschinen | Mission | Waffe





"Was wird aus den Menschen, wenn die Maschinen frei sein wollen?

Breq ist eine Kämpferin, die auf einem einsamen Planeten auf Rache sinnt. Hinter ihrer verletzlichen, menschlichen Fassade verbirgt sich mehr, als es zunächst den Anschein hat: Sie wurde von den Radch geschaffen, die nach und nach das gesamte Universum unterworfen haben. Breq ist nur dem Äußeren nach eine Frau, vor allem aber ist sie ist eine perfekt konstruierte Maschine, abgerichtet zum Erobern und Töten. Nun aber beschließt sie das Unmögliche: Ganz allein will sie es mit Anaander Mianaai aufnehmen, dem unbesiegbaren Herrscher der Radch. Denn Breq will endlich frei sein."
(Quelle: Amazon)


Eine interessante Mischung aus Science- Fiction und Spannung.
Angefangen beim Cover habe ich dieses Buch das erste Mal auf der Frankfurter Buchmesse als Plakat gesehen und musste sofort an Terminator denken (ihr werdet doch sein "Grinsen" kennen, oder?).
Es ist mir sofort ins Auge gesprungen. Andersartig, neu.
Und ich sollte nicht enttäuscht werden.

Es gibt eine Vorbemerkung von dem Übersetzer selbst, die es mir sofort angetan hat.
Warum es in diesem Buch so viele Probleme mit dem Genus der anderen Personen gab.
Wieso die Protagonistin solche Probleme mit dem Genus hat.
Wieso man sich davon nicht abschrecken lassen sollte- indirekt.
Schon das hat mich bestärkt, dieses Buch zu lesen. Eine Geschichte, in der es keine wirklichen Unterschiede bei den Geschlechtern gibt und die Protagonistin sogar Probleme hat, das Genus des Gegenüber wirklich richtig zu bestimmen?
Interessant. Vor allem in der heutigen Zeit, in der dies so einfach ist wie nie.
War es ihr damals möglich, mit ihren Fähigkeiten in Menschen hineinzugucken, Gefühle (und Geschlechter) zu erkennen, ist ihr dies in der Gegenwart vergönnt- sie muss raten.
Und warum kann sie als "Maschine" gewisse Handlungen, die sie macht, nicht erklären?-> Hier merkt man wohl, dass sie nicht komplett als Maschine gesehen werden kann, denn irgendwo ist sie immer noch menschlich!).

Genau dieses Problem des Geschlechterbestimmens zog sich komplett durch das gesamte Buch.
Was mir persönlich sehr gut gefallen hat.

Hinzu kommt, dass die Protagonistin selbst eine "Maschine" ist. (Jemand, der sich wie ein Mensch benimmt, aber nicht wirklich einer ist, was besonders in den ersten Kapiteln deutlich wird.)

Genauergesagt: Zombie-Cyborgs. Menschen, zu "Zombies" gemacht , die als auktorialer Erzähler 19 Jahre vor der derzeitigen Gegenwart erzählen und als Hilfeinheit ein ganzes Schiff bilden.
In der Gegenwart ist die Protagonistin allein und auf sich gestellt. Abgekapselt, wenn man es so nennen möchte.
Eine Vermischung des Auktorialen und Ich Erzählers ist hier der Fall. Kaum bemerkt, da die Cyborgs so gesehen als eine Einheit fungieren. Die Augen und Ohren überall.

Eigentlich, sollte man meinen, eine Figur, in die man sich so gar nicht hineinversetzen kann. Keine wirklichen Gefühle. Objektiver Blickwinkel. Keine subjektiv empfundenen nachvollziehbaren Handlungen.
Noch dazu eine ausführende Gewalt der totalen Überwachung- eine Angst, die tief im Menschen verankert ist. Kontrollverlust und Überwachung. Gegeben durch unsere Protagonistin, die dennoch wunderbar sympathisch und trotz aller Objektivität nahbar wirkt.
Ein wenig hat es mich wirklich ans Terminator erinnert. Das objektive Handeln auf Befehle Dritter.
Das keine Gefühle zeigen.
Erkennen von menschlichen Gefühlen und es doch nicht verstehen können.
Genau dieses Spiel mit der Angst der Menschen hat mich mitgerissen. Man konnte bei den Menschen, trotz der objektiven Erzählung, als subjektives Wesen die Gefühle des Gegenüber super deuten- auch wenn es der Protagonistin ohne ihre Fähigkeiten sichtbar schwer viel. 
(Hat mir viel Spaß bereitet in der Hinsicht mehr zu wissen, als die Protagonistin selbst)

Besonders angetan war ich davon, dass Gegenwart und Vergangenheit so gut vermischt wurden, dass mit dem Einen Fragen des Anderen geklärt wurden.
Wusste man anfangs nicht, wer "die Hilfseinheiten" waren oder wie sich das Weltbild zusammensetzt, hat man dies meistens in der Gegenwart erfahren (und umgekehrt).
Vor allem beeindruckt war ich von dieser Gradwanderung zwischen auktorialem Erzähler in der Vergangenheit und dem "Ich"- Erzähler aus der Gegenwart. Der Wandel zwischen beidem wurde sehr schön dargestellt.
Der Allwissende wird Unwissend.
Der alles Erkennende wird blind.
Genau so geht es der Protagonistin. Man merkt, dass sie sich anpassen möchte, doch als "Maschine" gelingt hier dies mehr schlecht als recht.

Persönlich hätte ich mir zum Teil mehr Hintergrundinformationen gewünscht, da man sich am Anfang des Buches nicht wirklich zurecht findet. Zu viele Begriffe, zu viel Handlung, die irgendwie unerklärt bleibt und erst mit der Handlung wirklich Sinn ergibt.
Fast so, als wäre man selber ein objektiver Dritter, der die Handlung beurteilen sollte.
An sich kann ich gar nicht wirklich viel zur Handlung sagen, denn egal was, ich würde immer einen Teil vorweg nehmen, der irgendwie handlungsrelevant wäre.

Sagen wir es so. Die Menschheit wurde durch Zombie-Cyborgs übernommen und beherrscht. Doch auch die Menschen haben immer noch zum Teil wichtige Rollen- werden aber eher als zu gefühlsbezogen beschrieben.
An sich eine super spannende Geschichte, wenn man sich auf einen objektiven alles analysierenden Erzähler einlassen kann, was mir zum Teil sehr schwer gefallen ist (wenn sie merkt, dass die Leute von ihr zu viel Geld verlangen, warum tut sie dann nichts?
Teilweise fehlen die Emotionen (was natürlich klar ist, wenn es sch um einen objektiven Erzähler handelt), die mir so Einiges erleichtert hätten. Ich kam mir so selber vor, wie einer der Figuren in den Hilfseinheiten. Bedient durch eine "höhere Macht".
Durch die vielen Begriffe, die teilweise erst viel später erklärt oder gar nicht erklärt werden, hat sich die Story für mich sehr hingezogen. Musste immer wieder Pause machen oder drüber nachdenken.
Doch letzten Endes hat mich auch das irgendwie total gefasht.

Einfach zu lesen  ist hier wohl die falsche Beschreibung und doch habe ich jedes einzelne Wort genossen. Auch wenn es nicht immer einfach war.


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