Donnerstag, 11. Mai 2017

Kari: Rezension zum Film "Bob, der Streuner"...

… oder Wieso Tiere doch die besseren Menschen sind

So, ich hab ja ewig nichts mehr geschrieben, weil ich mir vermehrt Informationen angelesen hab, tut mir echt Leid! Und dann auch noch mit einer ungewohnten Rezension. Wer mich kennt, weiß, dass ich im Regelfall ausschließlich Bücher rezensiere, aber heute möchte ich einen tollen Film rezensieren. Vorne weg: Ich hab das Buch NOCH nicht gelesen, Zeitmangel, ihr kennt es ja.

James Bowen ist ein heroinabhängiger Straßenmusiker, der versucht, sein Leben wieder in richtige Bahnen zu lenken. Als er nach einem Rückfall und der Diagnose einer typischen Fixer-Krankheit am absoluten Tiefpunkt angelangt ist, begegnet ihm ein süßer rot-getigerter Streuner. Eine zweite, schicksalsbewegende Begegnung bindet James an den Kater, der spontan Bob getauft wird. Ab dem Moment helfen sie sich gegenseitig, mal mehr, mal weniger.

Mein persönlicher Eindruck: Wow! Mehr kann ich nicht sagen. Der Film war phantastisch! Ich bin nach wie vor absolut geflasht. Was hat mir gefallen? Ich glaube, besonders herausragend fand ich diesen doch recht krassen Wechsel zwischen guten und schlechten Zeiten, das Auf und Ab. Und dieses Auf und Ab wirkt, vermutlich aufgrund des autobiografischen Aspektes, wirkte auf mich keinesfalls künstlich oder Effekt-heischend. Ebenfalls war es klasse, dass, entgegen dem Trend bei einem Großteil solcher Filme (zB „Wir kaufen einen Zoo“), auf eine schnulzige Nebenhandlung weitestgehend verzichtet wurde. Nun weiß ich natürlich nicht, inwieweit die Beziehung zwischen James und Betty im Buch vorkommt, so konnte ich nicht vergleichen, dennoch war es angenehm und fügte sich perfekt in die übrige Handlung ein.
Ich muss allerdings dieser Rezension in einem Punkt widersprechen. Natürlich überzeugte mich Luke Treadaway als James Bowen und er mimte den sich in der Methadon-Substitutionstherapie befindlichen James authentisch, aber für mich war Bob der wahre Schauspieler. Ich mag hier jetzt keine Diskussion um trainierte Tiere vom Zaun brechen, ich muss jedoch gestehen, dass ich ehrlich erstaunt war. Meines Wissens nach müssen Tiere Jahre tierfreundlich trainieren, um eine solide schauspielerische Leistung an den Tag zu legen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Bob, der in dem Film sich selbst spielt, genau so eine Schauspiel-Ausbildung 'genießen' durfte. Man merkte das überhaupt nicht. Katzen sind sehr wählerische Tiere, auch, was ihre Menschen angeht, und offenbar mochte er Luke sehr. Das gefiel mir richtig gut!
Nachdem das Schicksal oder was auch immer James mehrmals in die Fresse schlug einen üblen Streich spielte, war Bob, typisch rote Katze, stoisch an seiner Seite, und die wachsende Beziehung zwischen den beiden war herzzerreißend. Mir kullerten ein paar Tränen über die Wange und ich musste an 2-3 Stellen pausieren, weil mich James' Verzweiflung und nahende Hoffnungslosigkeit traurig gestimmt hatten. In diesen Zeiten stand Bob immer an seiner Seite. Er hungerte mit James, er freute sich mit James, er spendete Trost und zeigte James immer, dass es lohnenswerte Ziele im Leben gibt, ganz gleich, wie hoffnungslos die Situation war.
Was ich ebenso gut fand, war, dass der Film eine fast schon gnadenlos ehrliche, ungeblümte Sicht auf das Leben eines strauchelnden Junkies geworfen hat. Er war nicht der erste dieser Art, er wird nicht der Letzte sein, für mich ist er aber etwas ganz Besonderes, vermutlich, weil ausgerechnet ein Streuner quasi der strahlende Held in dieser herzzerreißenden Geschichte ist.
Und ich kann nur bestätigen, was der Film sagt: Besonders rote Katzen sind wahrlich ewig treue Gefährten, wenn sie dich zu ihrem Menschen erwählt haben. Luna, meine eigene rote Katze, beweist es mir jeden Tag, nicht nur, wenn sie mir in die Augen schaut.

Alles in Allem kann ich das Buch den Film jedem empfehlen, der gerne (Teil)Autobiografien und persönliche Dramen anschaut. Der Film war ungeschönt und trotz allem bezaubernd und schön.


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