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oder Wieso Tiere doch die besseren Menschen sind
So,
ich hab ja ewig nichts mehr geschrieben, weil ich mir vermehrt
Informationen angelesen hab, tut mir echt Leid! Und dann auch noch
mit einer ungewohnten Rezension. Wer mich kennt, weiß, dass ich im
Regelfall ausschließlich Bücher rezensiere, aber heute möchte ich
einen tollen Film rezensieren. Vorne weg: Ich hab das Buch NOCH nicht
gelesen, Zeitmangel, ihr kennt es ja.
James
Bowen ist ein heroinabhängiger Straßenmusiker, der versucht, sein
Leben wieder in richtige Bahnen zu lenken. Als er nach einem Rückfall
und der Diagnose einer typischen Fixer-Krankheit am absoluten
Tiefpunkt angelangt ist, begegnet ihm ein süßer
rot-getigerter Streuner. Eine zweite, schicksalsbewegende Begegnung
bindet James an den Kater, der spontan Bob getauft wird. Ab dem
Moment helfen sie sich gegenseitig, mal mehr, mal weniger.
Mein
persönlicher Eindruck: Wow! Mehr kann ich nicht sagen. Der Film war
phantastisch! Ich bin nach wie vor absolut geflasht. Was hat mir
gefallen? Ich glaube, besonders herausragend fand ich diesen doch
recht krassen Wechsel zwischen guten und schlechten Zeiten, das Auf
und Ab. Und dieses Auf und Ab wirkt, vermutlich aufgrund des
autobiografischen Aspektes, wirkte auf mich keinesfalls künstlich
oder Effekt-heischend. Ebenfalls war es klasse, dass, entgegen dem
Trend bei einem Großteil solcher Filme (zB „Wir kaufen einen Zoo“), auf eine schnulzige Nebenhandlung weitestgehend verzichtet
wurde. Nun weiß ich natürlich nicht, inwieweit die Beziehung
zwischen James und Betty im Buch vorkommt, so konnte ich nicht
vergleichen, dennoch war es angenehm und fügte sich perfekt in die
übrige Handlung ein.
Ich muss allerdings dieser Rezension in einem Punkt widersprechen. Natürlich überzeugte mich
Luke Treadaway als James Bowen und er mimte den sich in der
Methadon-Substitutionstherapie befindlichen James authentisch, aber
für mich war Bob der wahre Schauspieler. Ich mag hier jetzt keine
Diskussion um trainierte Tiere vom Zaun brechen, ich muss jedoch
gestehen, dass ich ehrlich erstaunt war. Meines Wissens nach müssen
Tiere Jahre tierfreundlich trainieren, um eine
solide schauspielerische Leistung an den Tag zu legen. Ich konnte mir
nicht vorstellen, dass Bob, der in dem Film sich selbst spielt, genau
so eine Schauspiel-Ausbildung 'genießen' durfte. Man merkte das
überhaupt nicht. Katzen sind sehr wählerische Tiere, auch, was ihre
Menschen angeht, und offenbar mochte er Luke sehr. Das gefiel mir
richtig gut!
Nachdem das Schicksal oder
was auch immer James mehrmals in die Fresse schlug
einen üblen Streich spielte, war Bob, typisch rote Katze, stoisch an
seiner Seite, und die wachsende Beziehung zwischen den beiden war
herzzerreißend. Mir kullerten ein paar Tränen über die Wange und
ich musste an 2-3 Stellen pausieren, weil mich James' Verzweiflung
und nahende Hoffnungslosigkeit traurig gestimmt hatten. In diesen
Zeiten stand Bob immer an seiner Seite. Er hungerte mit James, er
freute sich mit James, er spendete Trost und zeigte James immer, dass
es lohnenswerte Ziele im Leben gibt, ganz gleich, wie hoffnungslos
die Situation war.
Was ich ebenso gut fand,
war, dass der Film eine fast schon gnadenlos ehrliche, ungeblümte
Sicht auf das Leben eines strauchelnden Junkies geworfen hat. Er war
nicht der erste dieser Art, er wird nicht der Letzte sein, für mich
ist er aber etwas ganz Besonderes, vermutlich, weil ausgerechnet ein
Streuner quasi der strahlende Held in dieser herzzerreißenden
Geschichte ist.
Und ich kann nur
bestätigen, was der Film sagt: Besonders rote Katzen sind wahrlich
ewig treue Gefährten, wenn sie dich zu ihrem Menschen erwählt
haben. Luna, meine eigene rote Katze, beweist es mir jeden Tag, nicht
nur, wenn sie mir in die Augen schaut.
Alles in Allem kann ich
das Buch den Film jedem empfehlen, der gerne
(Teil)Autobiografien und persönliche Dramen anschaut. Der Film war
ungeschönt und trotz allem bezaubernd und schön.