Sonntag, 12. März 2017

Kari: Rezension zu "Komm, ich erzähl dir eine Geschichte"...

… oder Die Sache mit dem Zirkuselefanten

Dieses Buch wurde mir von einem Freund eines Freundes wärmstens ans Herz gelegt und weil ich gerne Buchtipps bekomme, hab ich dieses Buch dazwischen geschmuggelt und gelesen. Was soll ich sagen? Ich bereute es nicht! Luna mochte das Buch zum Nachdenken ebenfalls und präsentiert es euch deshalb!
Wolki nervt euch übrigens auch gleich noch :P

Die obligatorische Inhaltsangabe fällt weg, da das Buch aus Geschichten, Gleichnissen, Fabeln, (Zen-)Weisheiten und Ähnlichen besteht, die der Therapeut der Dicke Jorge seinem Patienten Demian erzählt, um ihn zu 'therapieren'. Das Buch wird von besagten Demian erzählt und umfasst einen Teil seiner etwa 1 ½-jährigen Therapie.

Mein persönlicher Eindruck: Was kann ich sagen? Ich bereue es tatsächlich nicht, es gelesen zu haben, ähnlich wie den Roman „Sofies Welt“, der mir seinerzeits von meinem Exfreund empfohlen wurde und nahezu weltberühmt ist , zurecht, wie ich sagen muss! Jeder, der es kennt, weiß, wieso.
Grundsätzlich bin ich ja immer skeptisch, wenn ich Genre außerhalb meiner 'Komfort-Genres' lese, allerdings lehrte mich Jorge Bucay, dass diese Skepsis, zumindest bei ihm, absolut unangebracht war! Sein Buch war, bis auf wenige Ausnahmen, richtig gut und, wie versprochen, sehr leicht.
Ich muss jedoch gestehen, dass ich kurz davor war, dass Buch nach den ersten Seiten abzubrechen, weil Jorges erste Geschichte von einem an einem Pflock gebundenen Zirkuselefanten handelte und ich es partout nicht lesen kann, wenn Tiere gequält werden. Damit komm ich ganz schlecht klar und weine. Und ich denke, die meisten verstehen mich dahingehend. Nichtsdestotrotz wischte ich die Tränen fort und stimmte Jorges Aussage, die er mit dieser Geschichte zum Ausdruck bringen wollte, aus vollsten Herzen zu: Wir stehen uns aufgrund vergangener Tiefschläge oft selbst im Wege.
So toll ich die Art des Autors Psychaters fand, das komplizierte Fachblabla oder seine Lehren durch die vergleichenden Geschichten leicht verständlich herüberzubringen wie Jostein Gaarder in „Sofies Welt“, so sehr muss ich ihm manches Mal doch widersprechen bzw. ging ich mit einigen Aussagen nicht konform. Als Beispiel möchte ich seine Erklärung der drei Hauptströmungen im Therapie-Wesen anführen: Jeder Therapie-Ansatz hat, wie nahezu alles im Leben, logischerweise seine Vor- und Nachteile, es existiert keine perfekte Therapie, nur individuell anpassbare Ansätze, die bei dem einen oder anderen Problem hilfreicher sind/sein können als ein anderer. Für mich schließt aber der eine Ansatz den anderen nicht zwangsläufig aus, wie der Dicke Jorge erklärt hat. Meiner Meinung nach existiert auch für einen Psychotherapeuten, Psychater und anderen 'Seelenklempner' kein entweder/oder. Für mich kann ein Seelenklempner sowohl mit psychoanalytischen als auch mit behavioristischen oder gestalttherapeutischen Methoden arbeiten. Vielleicht galt diese Ansicht noch vor gut 20 Jahren, als das Buch erschien, oder wird so in Argentinien praktiziert, oder ich kenne lediglich omnipotente angehende Therapeuten, das weiß ich nicht, ändert jedoch nichts daran, dass meine Meinung diesbezüglich eine andere als Jorges ist/war.
Im Laufe des Buchs entwickelt sich der Leser mit Demian weiter und an ein-zwei Stellen war es erschreckend, wie genau der Dicke Jorge meine unausgesprochenen Fragen beantwortet hat und sie somit quasi hervorsehen konnte.
Der Schreibstil, respektive die Übersetzung waren angenehm, wenngleich der Text streckenweise esoterisch angehaucht war.

Alles in Allem kann ich das Buch jedem empfehlen, der, ähnlich wie bei „Sofies Welt“, einen ersten und insbesondere recht leicht erklärten Überblick über eine Psychotherapie haben möchte. Es dient keinesfalls zur Selbstdiagnose, sondern lediglich zu einer ersten Form der Selbstreflexion und/oder zum Nachdenken anregen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen